Freitag, 26. September 2008

Japan - es kann losgehen

Nach einem windigen Auftakt ging es mit dem Flieger von Hongkong über Taiwan nach Japan. Um 22 Uhr Ortszeit in Fukuoka angekommen, verbrachten wir die Nacht in einer traditionell-japanischen Unterkunft (mit japanischem Bad, Futon-Betten und allem Pipapo), bevor es am nächsten Morgen mit dem Zug zu unserem Zielort Oita ging. Aber Moment - Oita? Noch nie gehört! Wo liegt das denn? So oder ähnlich waren die Reaktionen in jüngster Vergangenheit, wenn unser Aufenthaltsort zum Gesprächsthema wurde. Aber keine Sorge - selbst Japaner haben häufig Probleme, die Stadt geografisch einzuordnen. Und das, obwohl Oita mit seinen 460.000 Einwohnern keine Kleinstadt ist. Daher ein kurzer Exkurs in die Geografie:

Das japanische Festland besteht aus 4 großen Inseln: Hokkaido im Norden (bekannt durch die olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo), der Hauptinsel Honshu (mit den großen Metropolen Tokyo, Yokohama und Hiroshima), der kleinen Insel Shikoku (südöstlich von Hiroshima) und Kyushu im Süden.
Auf der Weltkarte erscheint Japan im Schatten von China und Russland recht klein. In Wirklichkeit jedoch sind es 2.000 Km von Nord nach Süd. Würde man die Karte Richtung Europa verschieben, läge der Norden Japans auf einer Höhe mit Frankreich und Italien und der Süden in Marokko. So kommt es, dass in Hokkaido bereits im Oktober der erste Schnee fällt, während es in Kyushu noch bis Ende November mit 20°C angenehm warm ist. Und damit zurück zu der Frage - wo genau liegt eigentlich Oita? Die Antwort: In Marokko! Oita befindet sich im warmen Süden an der Nordostküste Kyushus.

Das "marokkanische Klima" bekamen wir auch prompt zu spüren: schwülheiße Temperaturen jenseits der 30°C machten das Koffertragen zum feucht-fröhlichen Hongkong-Déjà-vu. Dieses Mal jedoch mit einem erfreulichen Unterschied: Statt 20 Km Fußmarsch erwarteten uns hilfsbereite Tutoren, die unser Gepäck entgegennahmen und uns für den Rest des Tages begleiten sollten.


Der erste Eindruck - Oitas Bahnhofsvorplatz

Vom Bahnhof aus ging es zunächst zum "International House", unserer Bleibe für die kommenden Monate. Das International House wurde vor gut 30 Jahren für Austauschstudierende errichtet und bietet seitdem Platz für ca. 40 Studenten.

Unser Wohnheim - Kein Blickfang, aber den Ansprüchen genügend

Nachdem wir unsere Zimmerschlüssel ausgehändigt bekommen und unsere Koffer abgestellt hatten, ging es zur Stärkung ins nahe gelegene "Ramen-Restaurant" - dort gibt es diese Nudelsuppengerichte, die man sich mit Stäbchen schlürfenderweise einverleibt und dabei in derselben Tonlage den Schnodder hochzieht.

Anschließend stand uns ein kleiner Bürokratiemarathon bevor, den wir wohl ohne unsere japanischen Helfer nicht bewältigt hätten. Denn weder im Einwohnermeldeamt noch im trendigen Handyladen gab es englischsprachiges Personal. Kein Englisch? Aber das spricht man doch überall! Die Gründe für die schlechten Englischkenntnisse hierzulande liegen zum einen darin, dass die japanische Grammatik sehr einfach ist und es den Japanern schwer fällt, eine grundverschiedene und komplexe Sprache wie Englisch zu lernen. Im Japanischen gibt es zum Beispiel kein "Du, Er, Sie, Es, Wir und Sie". Man sagt einfach "In die Stadt jetzt gehen, ok?". Zum anderen hat sich Japan im Zuge von historischen Ereignissen über lange Zeit von der Außenwelt abgeschottet. Lediglich mit den Holländern und Chinesen wurde damals ein eingeschränkter Handel betrieben. Noch heute weist Japan unter den Industrieländern einen der geringsten Ausländeranteile auf. Wozu also eine Sprache lernen, die im Umkreis von 5.000 Km eh kein Mensch spricht? Mal anders betrachtet: In Deutschland würde auch kein Japaner erwarten, im Kaufhof um die Ecke in seiner Muttersprache beraten zu werden.

Aber zurück zum Thema: Nachdem wir von unseren Tutoren durch den Verwaltungsdschungel gelotst wurden, stand zu Ingas Freude Shopping auf dem Programm - und zwar im großen Stil! Denn von Bettwäsche über Reinigungsmittel, Geschirr und Besteck brauchten wir so ziemlich alles, was in einen guten Haushalt gehört.

Der erste von mehreren Großeinkäufen


Mein Zimmer nach der ersten Schönheits-OP (hinten links die praktische Küche mit Kühlschrank, Gasherd und Ofen)


Jedes Zimmer hat einen eigenen Balkon mit Waschmaschine


Das Badezimmer im spartanischen Etap-Stil

Die Zimmer werden trotz chirurgischer Eingriffe ein Fall für Mike Krüger - getreu dem Motto "Mach dein Ding" - bleiben, aber zumindest bieten sie für japanische Verhältnisse erstaunlich viel Platz und verdienen sich durch die praktische Waschmaschine und den Gasherd einen Stern im nächsten Oita Marco Polo.

Positiver fällt die Bewertung des Umfeldes aus: das International House befindet sich in einem ruhigen Wohngebiet. Bis zur Innenstadt sind es ca. 5 min mit dem Fahrrad, zur Uni gute 8 Km. Gerade mal 500m entfernt fließt der Oita Kawa, der 1 Km flussabwärts in den Pazifik mündet.

Unser Privatfluss hinter'm Haus: Der Oita Kawa


Die Küste ist nicht weit entfernt, eignet sich aber eher zum Angeln als zum Schwimmen.

Soviel für heute. In Kürze folgen Berichte über die ersten Tage an der Uni und einen Ausflug nach Beppu zu den Vulkanbädern.





Mittwoch, 24. September 2008

Hongkong - einmal schwitzen und trocken blasen!

Am 21.09.2008 war es soweit: 5 abenteuerlustige Paderborner Studenten machten sich auf, das Land der unbegrenzten Freundlichkeiten zu erkunden. Doch zunächst ging es nach Hongkong, wo ein zweieinhalbtägiger Zwischenstopp auf dem Programm stand.

Nach 11 Stunden schlaflosen Fluges - trotz diverser Mittel aus der Bordbar - kamen wir etwas gerädert um 7 Uhr morgens in Hongkong an. Dort erwarteten uns 34 Grad und eine Luftfeuchtigkeit wie im türkischen Bad. Geschickterweise waren alle von uns mit Winterschuhen, Pulli und Jacke bekleidet, um beim Gepäck Gewicht zu sparen - bei knapp 40€ pro Kg Übergepäck ist man eben lieber Ökonom als vernünftig. Dementsprechend lief die Suppe :-) Aber auch die Flip Flops und Shorts, die aus dem Koffer geholt wurden, konnten die Lage nicht verbessern und so schwitzten alle beim anschließenden Tagesmarsch durch die Häuserschluchten munter vor sich hin. Doch trotz unserer Müdigkeit und Auflösungserscheinungen haben wir durchgehalten, viel gesehen und bewundert und wurden am Abend mit einem traumhaften Blick auf die Skyline Hongkongs und einer Lasershow zwischen den Wolkenkratzern belohnt.

Die 5 Abenteurer: v.l.: Michael, Friedel, Inga, Marc und Pascal
(hinten: Reiseführer Bruce Lee)


Kurze Pause auf dem "Walk of Fame"


International Finance Center - mit 415m das zur Zeit höchste Gebäude in Hongkong


Hongkong besteht aus mehreren Inseln. Die Bekannteste und Meistfotografierte ist Hongkong Island (dort befindet sich das Finanzzentrum mit all seinen Wolkenkratzern). Die größte und vielfältigste Insel jedoch liegt auf der "anderen Seite" im Norden. Sie ist vor allem durch ihre Märkte bekannt. Wie hier auf dem "Night-Market" in Kowloon kann man von Markensportsachen über gefälschte Rolex-Uhren so ziemlich alles finden, was das Herz begehrt. Und für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es am Straßenrand fangfrischen Fisch und gebratenes Fleisch. Die Luft in den Gassen - ein Mix aus Klimaanlagen-, Fleisch- und Fischgeruch - ist allerdings nicht jedermanns Sache.


In deutschen Supermärkten wird das Fleisch akkurat in gekühlten Theken präsentiert, in Hongkong hängt es bei schwülen 34 Grad ungekühlt an der Straße.


Deutsche Supermärkte vs. Hongkongs Straßenmärkte die Zweite
Was hier auf den ersten Blick etwas unappetitlich zurecht gemacht wurde, hat einen Vorteil: Es schwamm vor einigen Stunden noch im Wasser und hat keine 48 Stunden tiefgekühlt auf irgendwelchen Schiffen oder Lastwagen verbracht.


In Hongkong ticken die Uhren anders. Tagsüber ist es in der Millionenmetropole verhältnismäßig ruhig auf den Straßen. Lediglich zur Mittagszeit kommt die arbeitende Bevölkerung aus ihren klimatisierten Büros gekrochen, um sich schwitzend vor einer der unzähligen Garküchen anzustellen. Anders sieht es nach Einbruch der Dunkelheit aus. Bei erträglichen 30 Grad erwachen die Straßen und Gassen aus ihrem Dornröschenschlaf und so kommt es, dass beliebte Einkaufsviertel bis in die Nacht hinein besser besucht sind als der Kölner Weihnachtsmarkt am Tag vor Heiligabend.

Ausklang eines langen Tages - Hongkongs atemberaubende Skyline bei Nacht


Als wir uns am nächsten Morgen Richtung Hongkong Island aufmachten, bot sich ein anderes Wetterbild: Regenwolken hingen in der Luft und es war angenehm windig. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Taifun "Hagupit" im Anflug war. Hier ein paar Bilder aus dem "Hongkong Park", mitten im Finanzzentrum von Hongkong Island gelegen:

Bank of China



Die Ruhe vor dem Sturm


Das Highlight unseres Hongkongabenteuers sollte eigentlich ein Trip zum 550m hohen "Viktoria Peak" werden, von welchem aus man einen herrlichen Blick über die gesamte Stadt hat - vorausgesetzt das Wetter spielt mit.

So könnte das ganze bei freier Sicht aussehen.

Hier die Realität:

So sieht es aus, wenn sich ein tropischer Wirbelsturm Richtung Festland bewegt.


Vier starke Jungs sorgten dafür, dass der "kleine Drachen" Inga nicht wegflog...
...und hatten sich später ihr Mineralwasser verdient ;-)


Na denn Prost und auf nach Japan!