...wie der Japaner gerne sagt!
Und passend zum verspäteten Weihnachtsgruß nach Deutschland gibt es noch ein 'Happy Merry New Year' - akemashite omedetou - obendrauf.
Der aufmerksame Blogleser wird bemerkt haben, dass es sich um den ersten zeitnahen Bericht aus Nihon handelt. Bevor die Erlebnisse der vergangenen 2 Monate aufgearbeitet werden, möchte ich euch ein paar brandaktuelle, weihnachtliche (und auch weniger weihnachtliche) Impressionen aus dem fernen Osten schicken.
Viel Spaß dabei!
Sonntag, 28. Dezember 2008
Mittwoch, 24. Dezember 2008
Weihnachten auf dem Vulkan
Warum nicht, haben wir uns gedacht. Mit Weihnachten haben die Japaner abgesehen von kitschigen Kaufhaus-Tannenbäumen in grün-lila eh nichts am Hut - wozu also vor dem Kamin auf Santa warten? Tolle Idee, dachten Pascal+Freundin Julia und ich, doch nur Maria, die nichtblonde Schwedin (danke, Inga), teilte unseren unchristlichen Tatendrang, um ihrem Albtraum eines schneelosen Weihnachtsfestes doch noch zu entkommen.
So ging es am 24.12.2008 zu viert mit der Bummelbahn von Oita zum Aso-san, dem größten aktiven Vulkan Japans. Der Aso gehört zu den wenigen sogenannten Supervulkanen auf dem Erdball, die nach ihren Ausbrüchen keinen Vulkankegel aufbauen, sondern eine riesige Caldera (Einbruchskessel) im Boden hinterlassen. Die Caldera des Aso hat einen Umfang von 120Km und ist nur aus der Luft in ihrem ganzen Ausmaß zu erkennen. Innerhalb dieser riesigen Caldera haben sich 5 weitere 'normale' Vulkane gebildet, der höchste von ihnen 1.592m. Einer davon, der Naka-dake, ist noch aktiv und bricht ca. alle 10-20 Jahre aus. Trotzdem oder gerade deshalb lockt er viele Besucher an, u.a. Austauschstudenten aus Oita.
Nach 2 Stunden Zugfahrt ging es vom Bahnhof mit dem Bus zum Fuße des noch aktiven Nako-dake Vulkankraters. Die letzten Meter hätten wir mit einer Seilbahn zurücklegen können, doch wir entschieden uns für den Wanderweg und legten den Grundstein für einen laaangen, beschwerlichen Weg durch die Vulkanlandschaft.
Nach 2 Stunden Zugfahrt ging es vom Bahnhof mit dem Bus zum Fuße des noch aktiven Nako-dake Vulkankraters. Die letzten Meter hätten wir mit einer Seilbahn zurücklegen können, doch wir entschieden uns für den Wanderweg und legten den Grundstein für einen laaangen, beschwerlichen Weg durch die Vulkanlandschaft.
Oben angekommen, roch es nach Schwefel und die Augen fingen leicht an zu brennen. Auf Schildern wurde vor den giftigen Gasen gewarnt, die aus dem Krater austraten. Die japanischen Touristen - bestens vorbereitet - hielten sich feuchte Taschentücher vor die Nase, während wir uns eisern Richtung Kraterrand vorschnüffelten.
Betonbunker dienen als Unterschlupf im Falle eines plötzlichen Ausbruches - ob die vor glühend heißen Lavaströmen schützen?
Betonbunker dienen als Unterschlupf im Falle eines plötzlichen Ausbruches - ob die vor glühend heißen Lavaströmen schützen?
Ein womöglich letzter Gruß vom Kraterrand in die Heimat, bevor wir uns auf den Weg zu den höher gelegenen Vulkangipfeln aufmachten.
Die ersten Meter abseits des touristisch erschlossenen Naka-Dake waren dank des Holzpfades schnell geschafft und wurden nur durch kreative Pausen...
...und tolle Ausblicke verzögert.
Die dunkle Bergkette am Horizont ist ein kleiner Ausschnitt der gigantischen Caldera des ursprünglichen Vulkans.
Auf den ersten Blick sieht der Aufstieg gar nicht so schwer aus, doch wer sich die Mühe macht, Pascal zu suchen (kleiner Tipp: Bild vergrößern und rechts oberhalb des weißen Schildes auf 2 Uhr suchen)), kann erahnen, wie anstrengend und lang der erste 'kleine Hügel' war.
Die erste Hürde war geschafft und wir mussten uns ranhalten, um pünktlich zur Abfahrt unseres Zuges (von einem anderen als dem Ankunftsbahnhof) zurück im Tal zu sein. Wie wir dahin kommen sollten, wussten wir noch nicht genau. Gemäß Sepp Herbergers Philosophie, "das nächste Spiel ist immer das schwerste", konzentrierten wir uns voll und ganz auf den bevorstehenden Aufstieg zum Taka-dake, den mit 1592m höchsten der 5 Vulkane.
...und tolle Ausblicke verzögert.
Die dunkle Bergkette am Horizont ist ein kleiner Ausschnitt der gigantischen Caldera des ursprünglichen Vulkans.
Ab diesem Punkt verließen wir die vorgefertigten Wege und begaben uns auf eigene Faust in steinigeres Terrain.
Auf den ersten Blick sieht der Aufstieg gar nicht so schwer aus, doch wer sich die Mühe macht, Pascal zu suchen (kleiner Tipp: Bild vergrößern und rechts oberhalb des weißen Schildes auf 2 Uhr suchen)), kann erahnen, wie anstrengend und lang der erste 'kleine Hügel' war.
Die erste Hürde war geschafft und wir mussten uns ranhalten, um pünktlich zur Abfahrt unseres Zuges (von einem anderen als dem Ankunftsbahnhof) zurück im Tal zu sein. Wie wir dahin kommen sollten, wussten wir noch nicht genau. Gemäß Sepp Herbergers Philosophie, "das nächste Spiel ist immer das schwerste", konzentrierten wir uns voll und ganz auf den bevorstehenden Aufstieg zum Taka-dake, den mit 1592m höchsten der 5 Vulkane.
Dazu ein paar bewegte Bilder:
Die letzten 1000m durch Gas- und Nebelwolken zum Gipfel
Alle paar hundert Meter gab es Wegweiser mit Entfernungsangaben, die wir mit Pascals Karte abglichen, um irgendwie Richtung Bahnhof zu kommen. Der Countdown lief: uns blieben noch gute 2 Stunden.
Nach einiger Zeit kamen wir zu einer Seilbahnstation, die wahrscheinlich annähernd so alt wie der Vulkan selbst ist. Wir entschieden uns für den sicheren Fußweg. Es blieben knappe 90min, um zum Bahnhof zu gelangen, der sich laut Karte irgendwo in dem hellen Teil des Tals befinden sollte.
Weitere 30min später hatten wir endlich wieder eine Straße unter den Füßen - von Taxis oder sonstiger Zivilisation jedoch keine Spur. Also nahmen wir die Beine in die Hand und starteten einen langen Dauerlauf ins Tal.
Unterwegs mussten wir mehrmals nach dem Weg fragen und hatten die Hoffnung 3min vor Abfahrt des Zuges schon fast aufgegeben, als uns ein Passant sagte, es seien noch ca. 800m bis zum Ziel. Mit einem Sprint, der Usain Bolt locker in den Schatten gestellt hätte, versuchten wir das Unvermeidliche abzuwenden und kamen mit einem Puls von 180 und 3 Lagen durchgeschwitzter Winterklamotten am Provinzbahnhof an - und durften mit ansehen, wie die Bimmelbahn nach Oita gerade abfuhr.
Unter normalen Umständen hätten wir entweder losgeheult oder geflucht , nicht aber im gesitteten und gesichtswahrenden Japan und schon gar nicht an Weihnachten, bitte! Also rappelten wir uns nach einer kurzen Verschnaufpause wieder auf, sagten den anderen in Oita Bescheid, dass wir etwas später zur Weihnachtsfeier kommen würden und nutzten die Zeit, um uns mit Backwaren und Obst ein wenig zu stärken.
Strapazen hin oder her, diesen 24. Dezember werden wir wohl nicht mehr vergessen - und die stille Nacht hatten wir uns redlich verdient.
Strapazen hin oder her, diesen 24. Dezember werden wir wohl nicht mehr vergessen - und die stille Nacht hatten wir uns redlich verdient.
Dienstag, 18. November 2008
Sumo
Ein Muss für jeden Japanreisenden! Egal ob sportbegeistert oder nicht, die schwergewichtigen Riesenbabys gehören definitiv zum Kulturprogramm dazu. Denn nirgendwo anders in der Welt ist die Faszination für diesen Sport größer als in Japan. Seit mehr als 2000 Jahren werden Kämpfe ausgetragen und noch heute ist Sumo Nationalsport Nr. 1 - vor Fußball und Baseball!
Japan ist im Übrigen das einzige Land, in dem Sumo-Wrestling professionell betrieben wird. Derzeit gibt es circa 800 Profi-Wrestler, die alles daran setzen, den auserlesenen Kreis der Elite zu erreichen. Denn die Bezahlung und Behandlung der Athleten könnte unterschiedlicher nicht sein. Anders als im deutschen Fußball, wo jeder Verbandsligakicker ein gut gepolstertes Einkommen erhält, werden die Sumos niederer Ränge behandelt wie Schweine im Stall. Ihre Aufgabe ist es, neben dem kräftezehrenden Trainingsalltag für das Leib und Wohl der Ranghöheren zu sorgen: Essen zubereiten, Schlafquartiere säubern, waschen - nicht nur Wäsche, auch Vorgesetzte (bei 200Kg und mehr kommt es in bestimmten Körperregionen gelegentlich zu Einseifkomplikationen). Nicht selten erfahren junge Kämpfer übertriebene Strafen oder Misshandlungen. Erst im vergangenen Jahr machte ein Skandal die Runde, als ein junger Sumo von Ranghöheren mit einer Glasflasche am Kopf verletzt wurde und starb.
Wie so viele Sportarten hat auch Sumo seine Schattenseiten, doch in diesem Bericht soll die Faszination dieses Sports im Vordergrund stehen.
Sumos - Athleten im Speckmantel
Warum sind Sumos eigentlich so dick, werden sich viele fragen. Bei all dem Training und den vielen Kämpfen müssten die Jungs doch durchtrainierter sein!? Die Erklärung: Dick werden gehört zum Training, denn innerhalb des Rings, wenn es darum geht, den Kontrahenten auf den Boden oder aus dem Ring zu zwingen, spielt Körpermasse eine wichtige Rolle. Deshalb machen Sumos das, was das sichere Ende einer jeden Brigitte-Diät bedeuten würde: Fressen und direkt danach schlafen.
Doch unter dem angefressenen Speck verbergen sich echte Kampfmaschinen. Bei 3-4 knochenharten Trainingseinheiten pro Tag kein Wunder! Neben dem Krafttraining setzen die Kämpfer vor allem auf Beweglichkeit und Schnelligkeit. Viele Sumos kommen daher bis in den Spagat (häufig zu sehen bei den Ritualen vor Kampfbeginn) und laufen die 100 Meter in 11,5 Sekunden (wie der 2,03 Meter große und 160 Kg schwere Bulgare Kotooshu).
Was die Japaner derzeit etwas wurmt, ist die Tatsache, dass der Sport seit geraumer Zeit von Ausländern dominiert wird. Beide Yokozuna (höchster Rang im Sumo) kommen aus der Mongolei und obwohl in den vergangenen Jahren jeweils nur eine begrenzte Anzahl von Ausländern zugelassen wurde, machen diese ca. ein Viertel der höchsten Sumoklasse aus. Der oben erwähnte "100m-Sprinter" Kotooshu ist übrigens der erste Europäer, der es zum Oseki geschafft hat, dem zweithöchsten Rang hinter dem Yokozuna.
Die Rangliste wird anhand von 6 Turnieren ermittelt, die jährlich in Tokio (3 Termine), Osaka, Nagoya und Fukuoka stattfinden. Da Fukuoka mit 200 Km Entfernung quasi um die Ecke ist und der Termin auch zeitlich ganz gut passte, kauften wir uns für jeweils schlappe 40 Euro Tagestickets der untersten Kategorie und saßen dementsprechend weit vom Ring entfernt - dafür jedoch in Schalensitzen. Die Plätze der höheren Preisklassen bestanden allesamt aus Tatami-Matten - absoluter Sitzhorror für langbeinige Europäer!
Japan ist im Übrigen das einzige Land, in dem Sumo-Wrestling professionell betrieben wird. Derzeit gibt es circa 800 Profi-Wrestler, die alles daran setzen, den auserlesenen Kreis der Elite zu erreichen. Denn die Bezahlung und Behandlung der Athleten könnte unterschiedlicher nicht sein. Anders als im deutschen Fußball, wo jeder Verbandsligakicker ein gut gepolstertes Einkommen erhält, werden die Sumos niederer Ränge behandelt wie Schweine im Stall. Ihre Aufgabe ist es, neben dem kräftezehrenden Trainingsalltag für das Leib und Wohl der Ranghöheren zu sorgen: Essen zubereiten, Schlafquartiere säubern, waschen - nicht nur Wäsche, auch Vorgesetzte (bei 200Kg und mehr kommt es in bestimmten Körperregionen gelegentlich zu Einseifkomplikationen). Nicht selten erfahren junge Kämpfer übertriebene Strafen oder Misshandlungen. Erst im vergangenen Jahr machte ein Skandal die Runde, als ein junger Sumo von Ranghöheren mit einer Glasflasche am Kopf verletzt wurde und starb.
Wie so viele Sportarten hat auch Sumo seine Schattenseiten, doch in diesem Bericht soll die Faszination dieses Sports im Vordergrund stehen.
Sumos - Athleten im Speckmantel
Warum sind Sumos eigentlich so dick, werden sich viele fragen. Bei all dem Training und den vielen Kämpfen müssten die Jungs doch durchtrainierter sein!? Die Erklärung: Dick werden gehört zum Training, denn innerhalb des Rings, wenn es darum geht, den Kontrahenten auf den Boden oder aus dem Ring zu zwingen, spielt Körpermasse eine wichtige Rolle. Deshalb machen Sumos das, was das sichere Ende einer jeden Brigitte-Diät bedeuten würde: Fressen und direkt danach schlafen.
Hier ein Bild aus dem Internet mit dem im letzten Bericht erwähnten Chankonabe, einem Eintopf mit viel Fisch, Fleisch und Gemüse.
Doch unter dem angefressenen Speck verbergen sich echte Kampfmaschinen. Bei 3-4 knochenharten Trainingseinheiten pro Tag kein Wunder! Neben dem Krafttraining setzen die Kämpfer vor allem auf Beweglichkeit und Schnelligkeit. Viele Sumos kommen daher bis in den Spagat (häufig zu sehen bei den Ritualen vor Kampfbeginn) und laufen die 100 Meter in 11,5 Sekunden (wie der 2,03 Meter große und 160 Kg schwere Bulgare Kotooshu).
Was die Japaner derzeit etwas wurmt, ist die Tatsache, dass der Sport seit geraumer Zeit von Ausländern dominiert wird. Beide Yokozuna (höchster Rang im Sumo) kommen aus der Mongolei und obwohl in den vergangenen Jahren jeweils nur eine begrenzte Anzahl von Ausländern zugelassen wurde, machen diese ca. ein Viertel der höchsten Sumoklasse aus. Der oben erwähnte "100m-Sprinter" Kotooshu ist übrigens der erste Europäer, der es zum Oseki geschafft hat, dem zweithöchsten Rang hinter dem Yokozuna.
Die Rangliste wird anhand von 6 Turnieren ermittelt, die jährlich in Tokio (3 Termine), Osaka, Nagoya und Fukuoka stattfinden. Da Fukuoka mit 200 Km Entfernung quasi um die Ecke ist und der Termin auch zeitlich ganz gut passte, kauften wir uns für jeweils schlappe 40 Euro Tagestickets der untersten Kategorie und saßen dementsprechend weit vom Ring entfernt - dafür jedoch in Schalensitzen. Die Plätze der höheren Preisklassen bestanden allesamt aus Tatami-Matten - absoluter Sitzhorror für langbeinige Europäer!
In den Katakomben konnte man den Wrestlern beim Aufwärmen zusehen. Schon jemanden ausgeguckt, Mädels?
Die traditionelle Einmarschzeremonie vor Beginn der Kämpfe
Einer der beiden aktuellen Yokuzuna auf dem Weg in die Halle
Vor jedem Kampf gibt es eine Reihe von Ritualen, die sich in den oberen Klassen bis zu vier Minuten hinziehen können. Der eigentliche Kampf dauert meistens nur wenige Sekunden; in seltenen Fällen vergehen mehrere Minuten, ehe ein Wrestler zu Boden bzw. aus dem Ring geht.
Alles in allem war es ein geniales Erlebnis. Die Atmosphäre in der Halle, Zuschauer, die beim Anfeuern die japanische Höflichkeit vergessen, die Nähe zu den Athleten - all das bekommt man in den Fernsehübertragungen nicht geboten. Doch Faszination hin oder her, ich bleibe dem kleinen Kautschukball treu und verzichte dabei auf einen 150 Kilogramm schweren Fleischanzug.
Sonntag, 16. November 2008
Hiroshima - zwischen Geschichte und Kultur
Wenn man an Hiroshima denkt, fällt einem sofort der erste Atombombenabwurf ein, der den Japanern damals die endgültige Niederlage im zweiten Weltkrieg bescherte. Doch so prägend dieses Ereignis war, so wenig weiß man sonst über die Stadt - so ging es mir zumindest bis zu diesem Wochenende. Mittlerweile weiß ich: Hiroshima ist mehr als ein dunkles Kapitel der Weltgeschichte. Die "Stadt der Flüsse" erinnert ein wenig an Venedig und bietet viel Sehenswertes - u.a. das meistfotografierte Gebäude Japans, aber dazu später mehr.
In diesmal rein männlicher Besetzung (Michael, Pascal und ich) erreichten wir nach mehrstündiger Bus- und Fährfahrt das Stadtzentrum Hiroshimas, wo wir von Lynn (kennengelernt beim Japanisch-Sprachkurs in Bochum) und ihrer Mitbewohnerin Agnes abgeholt wurden. Nachdem uns Lynn in der Woche zuvor in Oita besucht hatte, waren wir an der Reihe, ihre Gastfreundschaft zu genießen - und das taten wir. Bis vor einigen Wochen hatte sie noch in einem Studentenwohnheim gewohnt, in dem es zuging wie in der 7. Klasse: "Jungen-" und "Mädchenzimmer" strikt voneinander getrennt, Besuch verboten und Ausgangssperre ab 22 Uhr. Nun wohnt sie mit Agnes und einer schrillen Schweizerin in einem kleinen Haus am Berg abseits der Stadt. Eigene Wiese mit Grillplatz, 5 Zimmer mit Küche und ein riesiges Bad mit einem Onsen - so lässt es sich leben!! Michael hat sofort nach unserer Ankunft die Feuerstelle vorm Haus zum Leben erweckt; ich bin nochmal zurück zum Supermarkt gelaufen, um Fleisch und Marshmallows zu holen (nach Professor Bahaus BBQ kann uns am Grill keiner mehr was vormachen), während die anderen das Bier kaltgestellt und die ersten Cocktails gemixt haben.
Aber vorher noch der virtuelle Rundgang durch ein typisch japanisches Haus
Hightech-Klo im Oldschool-Häusle
In diesmal rein männlicher Besetzung (Michael, Pascal und ich) erreichten wir nach mehrstündiger Bus- und Fährfahrt das Stadtzentrum Hiroshimas, wo wir von Lynn (kennengelernt beim Japanisch-Sprachkurs in Bochum) und ihrer Mitbewohnerin Agnes abgeholt wurden. Nachdem uns Lynn in der Woche zuvor in Oita besucht hatte, waren wir an der Reihe, ihre Gastfreundschaft zu genießen - und das taten wir. Bis vor einigen Wochen hatte sie noch in einem Studentenwohnheim gewohnt, in dem es zuging wie in der 7. Klasse: "Jungen-" und "Mädchenzimmer" strikt voneinander getrennt, Besuch verboten und Ausgangssperre ab 22 Uhr. Nun wohnt sie mit Agnes und einer schrillen Schweizerin in einem kleinen Haus am Berg abseits der Stadt. Eigene Wiese mit Grillplatz, 5 Zimmer mit Küche und ein riesiges Bad mit einem Onsen - so lässt es sich leben!! Michael hat sofort nach unserer Ankunft die Feuerstelle vorm Haus zum Leben erweckt; ich bin nochmal zurück zum Supermarkt gelaufen, um Fleisch und Marshmallows zu holen (nach Professor Bahaus BBQ kann uns am Grill keiner mehr was vormachen), während die anderen das Bier kaltgestellt und die ersten Cocktails gemixt haben.
40 Chicken Wings und 3 White Russian später wurde es langsam kühl auf dem dunklen Berg und es war für uns Jungs an der Zeit, ein heißes Bad im Onsen zu nehmen.
Nach einer kalten Nacht (japanische Häuser sind wegen der langen, schwül-heißen Sommerzeit so gut wie gar nicht isoliert) wurden wir am nächsten Morgen von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Beste Voraussetzungen für eine Sightseeing-Tour durch das Stadtzentrum.
Aber vorher noch der virtuelle Rundgang durch ein typisch japanisches Haus
Hightech-Klo im Oldschool-Häusle
Hiroshima (zu dt. weitläufige Insel) ist durchzogen von Flüssen und an einem schönen Tag wie diesem besonders idyllisch. Im Hintergrund erinnert die Atombombenkuppel, eines der wenigen damals nicht komplett zerstörten Gebäude, an eine weniger idyllische Zeit.
Im Friedensmuseum gab es viel Interessantes, aber auch Bedrückendes zu sehen. Während des zweistündigen Besuchs haben wir so gut wie gar nicht miteinander gesprochen und auch sonst war es trotz der vielen Besucher unheimlich still. Der rote Ball auf dem Bild gibt die Position der Atombombe zum Zeitpunkt ihrer Detonation an. Die 4 Tonnen schwere Uranbombe entwickelte eine Hitzewirkung von mehr als 6.000 Grad und ließ noch in über 10 Kilometern Entfernung Bäume in Flammen aufgehen. Bis heute sterben Menschen an den Langzeitfolgen der damaligen Strahlung. Die wenigen Überlebenden werden Hibakusha genannt.
Am nächsten Tag stand ein leichter zu verdauendes Programm auf dem Plan: es ging mit Bahn&Boot nach Miyajima, eine Insel etwas außerhalb der Stadt, die für den Schrein-Torbogen im Wasser bekannt ist (das bereits erwähnte meistfotografierte Gebäude Japans).Und so sieht er aus, der Torii des Itsukushima Schreins. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt, denn ab der Mittagszeit herrschte Ebbe und der goldene Bogen glänzte im Schlamm.
Die Promenade rund um den Schrein war voll mit zutraulichen Rehen - kein Wunder, bei derartiger Zuwendung.
In der Mitte der kleinen Insel befindet sich der 535m hohe Berg Misen, der einen grandiosen Ausblick bietet. Der größte Teil des Aufstiegs kann mit einer Seilbahn zurückgelegt werden. Wir, sportlich, jung und dynamisch, entschieden uns aber für den Fußweg, der an vielen Schreinen und Tempeln entlang führte. Unterwegs stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen 'Verrückten' waren - ganze Wandergruppen (Altersdurchscnitt 60 und aufwärts), sowie Familien mit kleinen Kindern hatten sich auf den teils steilen und rutschigen Weg gemacht.
Gibt es gefühlte Höhenmeter?
Wandern macht hungrig. Das bekamen wir bereits auf der Hälfte des Berges zu spüren. Das Frühstück lag Stunden zurück und die mitgenommenen Mini-Snacks waren längst verzehrt. Aber bei den Menschenmassen, die Richtung Gipfel wollen, gibt es dort bestimmt Restaurants, trösteten wir uns. Wir fragten uns schon, wann wir in Japan die erste typisch deutsche Imbissbude finden würden - insgeheim hofften wir auf heute und uns lief bei dem Gedanken an 'Pommes-Currywurst' schon das Wasser im Mund zusammen. In Deutschland hätten sich wahrscheinlich dutzende Bratwurststände um die Gunst der hungrigen Wanderer bemüht.
Oben angekommen, bot sich anstelle von Grillbuden folgendes Bild:
Überall Picknickdecken, wo man nur hinsah, von babyblau bis schweinchenrosa! Und das Schlimme daran: Die Japaner hatten ihren Proviant mit auf den Berg geschleppt und aßen, nein fraßen ihn vor unseren Augen weg! Und weil wirklich jeder (ausgenommen fünf doofe Touristen) sein Obento (stilvolle Essensbox - quasi der Ferrari der Tupperware) dabei hatte, gab es auf dem Berg kein Essen zu kaufen. In so einem Moment möchte man einfach mal Löwe im Tierreich sein und das Recht des Stärkeren walten lassen ;-)
Zurück im Tal angelangt, gönnten wir uns ein paar gebratene Austern und einen Okonomiyaki (gebratener Pfannkuchen mit Gemüse und Fleisch oder Meeresfrüchten - Spezialität in Hiroshima).
Oben angekommen, bot sich anstelle von Grillbuden folgendes Bild:
Überall Picknickdecken, wo man nur hinsah, von babyblau bis schweinchenrosa! Und das Schlimme daran: Die Japaner hatten ihren Proviant mit auf den Berg geschleppt und aßen, nein fraßen ihn vor unseren Augen weg! Und weil wirklich jeder (ausgenommen fünf doofe Touristen) sein Obento (stilvolle Essensbox - quasi der Ferrari der Tupperware) dabei hatte, gab es auf dem Berg kein Essen zu kaufen. In so einem Moment möchte man einfach mal Löwe im Tierreich sein und das Recht des Stärkeren walten lassen ;-)
Zurück im Tal angelangt, gönnten wir uns ein paar gebratene Austern und einen Okonomiyaki (gebratener Pfannkuchen mit Gemüse und Fleisch oder Meeresfrüchten - Spezialität in Hiroshima).
Abends drehte sich schon wieder alles ums Essen, als wir bei Lynn und Agnes zu Hause zusammen mit ihren Hausherrinnen ein typisch japanisches Nabe zubereiteten. Nabe ist ist eine Art Eintopf, der am Tisch gekocht wird. Ähnlich wie beim Fondue sitzen alle um einen Pott herum und jeder kann nach Belieben Zutaten hinzugeben. Das Essen aus einem Topf gilt bei den Ostasiaten als wichtiger Schritt, um freundschaftliche Beziehungen aufzubauen.
Das asiatische "Peace-Zeichen" gehört mittlerweile zu fast allen Gruppenfotos dazu - auch wenn ich hier der einzige Blöde war.
Ach ja, noch etwas: eine besondere Art der Nabe ist Chankonabe. Diese besteht aus mehr Zutaten (u.a. mehr Fleisch und Fett) und wurde ursprünglich nur für Sumo Wrestler zubereitet. Und Sumo ist das Stichwort, denn da ging es am nächsten Tag hin, zum Grand Sumo Tournament in Fukuoka. Aber dazu mehr im nächsten Bericht!
Mittwoch, 29. Oktober 2008
Barbecue mit Professor Bahau
Nach 13 Jahren munteren Schulbankdrückens und 7 Semestern an der Uni hat man den ein oder anderen Lehrer und Professor kennengelernt. Doch so einen wie Simon Bahau, unseren Management Professor hier in Oita, trifft man nur einmal. Er kommt aus Papua-Neuguinea, dem Inselstaat nördlich von Australien, in dem über 750 verschiedenen Sprachen gesprochen werden und noch heute viele Eingeborene abgeschottet von der modernen Welt in den Urwäldern leben. Weil es aber im Urwald nur so von Schlangen und Spinnen wimmelt, hat sich Simon Bahau schon in jungen Jahren auf den Weg nach Nihon gemacht, um dort zunächst die volle Breitseite japanischer Verschlossenheit zu spüren. Denn zu dieser Zeit lag der Ausländeranteil hierzulande bei unter einem Prozent und moderne Kommunikationsmittel wie das Internet waren noch nicht existent. Daher wussten die Japaner nicht so recht mit den "Gaijins" (Fremden) umzugehen und oftmals war die Angst größer als die Neugier. Bahau Sensei (so nennt man hier einen Lehrer/Professor) berichtete uns davon, wie er sich zu Beginn seines Studentendaseins für einen Platz im Wohnheim bewarb, letztlich aber abgelehnt wurde, weil man befürchtete, seine japanischen Mitbewohner könnten durch sein womöglich andersartiges Verhalten eingeschüchtert werden.
Seinem Einsatz u.a. ist es zu verdanken, dass damals der Grundstein für ein Austauschprogramm an der Oita University gelegt wurden und mittlerweile Studenten aus aller Welt herzlich empfangen werden - doch nicht so herzlich wie Simon Bahau uns in der ersten Management-Vorlesung empfing. Während andere Professoren bemüht sind, die Distanz und Autorität zu wahren, kam Simon sofort interessiert auf uns zu, begrüßte uns mit doppeltem Händedruck und ließ locker-lässig den Kumpeltyp raushängen. Nach einigen Wochen lud er uns nach Beppu (die Nachbarstadt mit den heißen Quellen) zu einem Barbecue am Meer ein - eine Einladung, die wir nicht ausschlagen konnten.
So bestiegen an einem sonnigen Samstagnachmittag 10 International Students den Zug Richtung Beppu, wo sie an einem kleinen Dorfbahnhof von ihrem Professor abgeholt wurden.
Zum Nachtisch gab es Marshmallows, die an langen Stäben "weichgegrillt" wurden und besonders beim jüngeren Publikum Anklang fanden.
Gegen halb 10 verabschiedeten wir uns von Jung und Alt und wollten uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof machen. Doch der Professor und ein Freund bestanden darauf, uns mit dem Auto zu bringen - wohl auch besser so, denn nach dem Schnaps wäre die 1,70m hohe Unterführung zum echten Hindernis geworden. Also quetschten wir uns mit insgesamt 12 Mann in einen Minibus und bekamen einen Vorgeschmack, wie es wohl bei unserem bevorstehenden Tokio-Trip in der U-Bahn zugehen muss.
Japanischer Platzmangel hautnah miterlebt
Seinem Einsatz u.a. ist es zu verdanken, dass damals der Grundstein für ein Austauschprogramm an der Oita University gelegt wurden und mittlerweile Studenten aus aller Welt herzlich empfangen werden - doch nicht so herzlich wie Simon Bahau uns in der ersten Management-Vorlesung empfing. Während andere Professoren bemüht sind, die Distanz und Autorität zu wahren, kam Simon sofort interessiert auf uns zu, begrüßte uns mit doppeltem Händedruck und ließ locker-lässig den Kumpeltyp raushängen. Nach einigen Wochen lud er uns nach Beppu (die Nachbarstadt mit den heißen Quellen) zu einem Barbecue am Meer ein - eine Einladung, die wir nicht ausschlagen konnten.
So bestiegen an einem sonnigen Samstagnachmittag 10 International Students den Zug Richtung Beppu, wo sie an einem kleinen Dorfbahnhof von ihrem Professor abgeholt wurden.
Die Meute v.l.: Michael, Zhong Yang (China), Furido (mein japanischer Name), Keisey (USA), Professor Bahau, Inga, Molly (China), Maria (Schweden), Marc und Seth (USA).
...zu meistern...
...bis wir schließlich unser Ziel, diese urige Fischerhütte am Hafen, erreichten.
Bevor der Grill angeworfen wurde, blieb noch ein wenig Zeit, die der eine Teil der Gruppe zum spontanen Salsakurs nutzte,
Es fehlt: Pascal (danke für das Bild!)
Unterwegs galt es, die ein oder andere Hürde......zu meistern...
...bis wir schließlich unser Ziel, diese urige Fischerhütte am Hafen, erreichten.
während wir anderen vergeblich versuchten, lebendigen Grillbelag aus dem Wasser zu fischen. Die Meeresbewohner haben sich gefreut und Poseidon bedankte sich mit einem zauberhaften Sonnenuntergang.
Molly mit dem, was von Flipper übrig geblieben ist ;-)
Tintenfisch gehört inzwischen zu meinen Favoriten auf der Speisekarte - kein Vergleich zu den fettigen Calamares, die es in Deutschland auf jeder Kirmes gibt.
Zhongs Blick verrät Futterneid,
doch am Ende zappelt das Vieh in seinem Mund.
Professor Bahau hatte alles im Griff, auch als der Tisch beinahe Feuer fing:
Zum Glück hatte der Hausherr unsere Angelkünste richtig eingeschätzt und für reichlich Rohkost vorgesorgt.
Neben Shrimps, Tintenfisch und Meeresfrüchten gab es zu Ingas Freude auch gewohnt Westliches wie Würstchen, Hähnchenschenkel und allerlei Gemüse, u.a. Kürbis - mmhhh.So sah das Ganze auf dem Grill aus:
und so, als es verzehrfertig war:
Molly mit dem, was von Flipper übrig geblieben ist ;-)
Tintenfisch gehört inzwischen zu meinen Favoriten auf der Speisekarte - kein Vergleich zu den fettigen Calamares, die es in Deutschland auf jeder Kirmes gibt.
Zhongs Blick verrät Futterneid,
doch am Ende zappelt das Vieh in seinem Mund.
Als sich die Fisch- und Fleischvorräte dem Ende neigten und wir nur noch ein mühsames Onaka ippai (Magen voll) rausbrachten, kam der Bootshausbesitzer mit einer Flasche Schnaps und fragte, wer von uns der standfesteste Trinker sei. Die Wahl fiel nicht schwer und nach kurzer Zeit hatte Marc ein volles Pinnchen in der Hand. Als er gerade zum Exen ansetzte, fing der alte Mann an, wild zu gestikulieren und Marc verstand, dass er nur einen kleinen Schluck nehmen sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte er allerdings schon das halbe Pinnchen geleert und sah für kurze Zeit ein wenig benommen aus. Denn was wir bis dahin nicht wussten: Es handelte sich um 92%igen Alkohol, der einem ordentlich die Schuhe auszog. Dank Marc waren wir vorgewarnt und beließen es beim anschließenden Pinnchenkreisen bei kleinen Schlücken. Nur unser Prof zog sich geschickt aus der Affäre und blieb bei alkoholfreien Drinks. Ob er wohl wusste, wie scheußlich das Zeug schmeckt?
Professor Bahau hatte alles im Griff, auch als der Tisch beinahe Feuer fing:
Zum Nachtisch gab es Marshmallows, die an langen Stäben "weichgegrillt" wurden und besonders beim jüngeren Publikum Anklang fanden.
Gegen halb 10 verabschiedeten wir uns von Jung und Alt und wollten uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof machen. Doch der Professor und ein Freund bestanden darauf, uns mit dem Auto zu bringen - wohl auch besser so, denn nach dem Schnaps wäre die 1,70m hohe Unterführung zum echten Hindernis geworden. Also quetschten wir uns mit insgesamt 12 Mann in einen Minibus und bekamen einen Vorgeschmack, wie es wohl bei unserem bevorstehenden Tokio-Trip in der U-Bahn zugehen muss.
Japanischer Platzmangel hautnah miterlebt
Wieder zurück in Oita, marschierte der Großteil von uns direkt Richtung Innenstadt, wo die anderen Internationals bereits warteten. Adam aus San Franciso, der Älteste hier im International House, ist lange Zeit als DJ durch Europas Clubs getourt und legte an diesem Abend im P.E.I. Pub auf (die Bar, vor der sich nachts dicke Japaner in Plüschkostümen aufhalten). Fotos existieren (glücklicherweise) nicht, aber es wurde noch ein langer Abend. Kanpai (Prost)!
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