In diesmal rein männlicher Besetzung (Michael, Pascal und ich) erreichten wir nach mehrstündiger Bus- und Fährfahrt das Stadtzentrum Hiroshimas, wo wir von Lynn (kennengelernt beim Japanisch-Sprachkurs in Bochum) und ihrer Mitbewohnerin Agnes abgeholt wurden. Nachdem uns Lynn in der Woche zuvor in Oita besucht hatte, waren wir an der Reihe, ihre Gastfreundschaft zu genießen - und das taten wir. Bis vor einigen Wochen hatte sie noch in einem Studentenwohnheim gewohnt, in dem es zuging wie in der 7. Klasse: "Jungen-" und "Mädchenzimmer" strikt voneinander getrennt, Besuch verboten und Ausgangssperre ab 22 Uhr. Nun wohnt sie mit Agnes und einer schrillen Schweizerin in einem kleinen Haus am Berg abseits der Stadt. Eigene Wiese mit Grillplatz, 5 Zimmer mit Küche und ein riesiges Bad mit einem Onsen - so lässt es sich leben!! Michael hat sofort nach unserer Ankunft die Feuerstelle vorm Haus zum Leben erweckt; ich bin nochmal zurück zum Supermarkt gelaufen, um Fleisch und Marshmallows zu holen (nach Professor Bahaus BBQ kann uns am Grill keiner mehr was vormachen), während die anderen das Bier kaltgestellt und die ersten Cocktails gemixt haben.

Nach einer kalten Nacht (japanische Häuser sind wegen der langen, schwül-heißen Sommerzeit so gut wie gar nicht isoliert) wurden wir am nächsten Morgen von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Beste Voraussetzungen für eine Sightseeing-Tour durch das Stadtzentrum.
Aber vorher noch der virtuelle Rundgang durch ein typisch japanisches Haus
Hightech-Klo im Oldschool-Häusle

In der Mitte der kleinen Insel befindet sich der 535m hohe Berg Misen, der einen grandiosen Ausblick bietet. Der größte Teil des Aufstiegs kann mit einer Seilbahn zurückgelegt werden. Wir, sportlich, jung und dynamisch, entschieden uns aber für den Fußweg, der an vielen Schreinen und Tempeln entlang führte. Unterwegs stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen 'Verrückten' waren - ganze Wandergruppen (Altersdurchscnitt 60 und aufwärts), sowie Familien mit kleinen Kindern hatten sich auf den teils steilen und rutschigen Weg gemacht.
Gibt es gefühlte Höhenmeter?
Wandern macht hungrig. Das bekamen wir bereits auf der Hälfte des Berges zu spüren. Das Frühstück lag Stunden zurück und die mitgenommenen Mini-Snacks waren längst verzehrt. Aber bei den Menschenmassen, die Richtung Gipfel wollen, gibt es dort bestimmt Restaurants, trösteten wir uns. Wir fragten uns schon, wann wir in Japan die erste typisch deutsche Imbissbude finden würden - insgeheim hofften wir auf heute und uns lief bei dem Gedanken an 'Pommes-Currywurst' schon das Wasser im Mund zusammen. In Deutschland hätten sich wahrscheinlich dutzende Bratwurststände um die Gunst der hungrigen Wanderer bemüht.
Oben angekommen, bot sich anstelle von Grillbuden folgendes Bild:
Überall Picknickdecken, wo man nur hinsah, von babyblau bis schweinchenrosa! Und das Schlimme daran: Die Japaner hatten ihren Proviant mit auf den Berg geschleppt und aßen, nein fraßen ihn vor unseren Augen weg! Und weil wirklich jeder (ausgenommen fünf doofe Touristen) sein Obento (stilvolle Essensbox - quasi der Ferrari der Tupperware) dabei hatte, gab es auf dem Berg kein Essen zu kaufen. In so einem Moment möchte man einfach mal Löwe im Tierreich sein und das Recht des Stärkeren walten lassen ;-)
Zurück im Tal angelangt, gönnten wir uns ein paar gebratene Austern und einen Okonomiyaki (gebratener Pfannkuchen mit Gemüse und Fleisch oder Meeresfrüchten - Spezialität in Hiroshima).
Oben angekommen, bot sich anstelle von Grillbuden folgendes Bild:
Zurück im Tal angelangt, gönnten wir uns ein paar gebratene Austern und einen Okonomiyaki (gebratener Pfannkuchen mit Gemüse und Fleisch oder Meeresfrüchten - Spezialität in Hiroshima).
Abends drehte sich schon wieder alles ums Essen, als wir bei Lynn und Agnes zu Hause zusammen mit ihren Hausherrinnen ein typisch japanisches Nabe zubereiteten. Nabe ist ist eine Art Eintopf, der am Tisch gekocht wird. Ähnlich wie beim Fondue sitzen alle um einen Pott herum und jeder kann nach Belieben Zutaten hinzugeben. Das Essen aus einem Topf gilt bei den Ostasiaten als wichtiger Schritt, um freundschaftliche Beziehungen aufzubauen.
Das asiatische "Peace-Zeichen" gehört mittlerweile zu fast allen Gruppenfotos dazu - auch wenn ich hier der einzige Blöde war.
Ach ja, noch etwas: eine besondere Art der Nabe ist Chankonabe. Diese besteht aus mehr Zutaten (u.a. mehr Fleisch und Fett) und wurde ursprünglich nur für Sumo Wrestler zubereitet. Und Sumo ist das Stichwort, denn da ging es am nächsten Tag hin, zum Grand Sumo Tournament in Fukuoka. Aber dazu mehr im nächsten Bericht!
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