Samstag, 31. Januar 2009
Halbfinale in Yokohama
Untergebracht bin ich uebrigens zusammen mit Aaron aus Malaysia (spielt auch bei dem Turnier mit) bei einer squashverrueckten Familie, deren Internetzugang ich gerade blockiere. Also fasse ich mich kurz und verrate nur, dass wir mal wieder im kulinarischen Himmel schweben. Gestern Abend wurden wir zu echtem Ginza-Sushi eingeladen - von 3 Koechen persoenlich bedient - quasi von der Hand in den Mund - unglaublich. Die Rechnung fuer 5 Leute: 85.000 Yen (gute 700 Euro) :-o
Montag geht es mit dem Shinkansen zurueck nach Oita und von dort aus einen Tag spaeter nach Thailand. Sobald ich einen Intergangzugang finde, werde ich vom Turnierausgang berichten und vielleicht schon die ersten Strandbilder zur Schau stellen :-p
Montag, 26. Januar 2009
Das kleine Japan-ABC
Alkohol macht lustig und gesellig - genau das richtige für die oft so verschlossenen Japaner. Das Problem dabei: Den meisten Asiaten fehlt ein Enzym namens Acetaldehyddehydrogenase, das für den Abbau des Alkohols im Körper sorgt. Folglich sind viele Japaner schon nach ein oder zwei Bier betrunken, bekommen Schweißausbrüche und eine rote Runkelrübe. Dennoch greifen viele in besorgniserregender Regelmäßigkeit zum Glas - besonders gerne mit den Kollegen nach der Arbeit. Wer in Tokio schonmal in den Genuss kam, gegen Mitternacht die letzte Bahn zu nehmen, kennt das Schauspiel: Alkoholleichen im Businessdress, hier und da eine Lache von Wiedergekautem und ein Geruch, als hätte jemand einen Hopfenaufguss gemacht. Diejenigen, die es nicht in die letzte Bahn schaffen (meistens aufgrund von Überfüllung), gehen häufig in irgendeine Kneipe, um nach ein paar weiteren Bier mit Aktentasche und Anzug an der Theke einzupennen und einige Stunden später von dort aus zur Arbeit zu gehen.
Crazy Outfits sieht man hierzulande überall. Pudelmützen bei 30 Grad, Miniröcke im Winter, Jungs mit Weichspülerfrisuren, Mädels mit künstlich verlängerten Haarprachten und jede Menge Klimbim an Kleidung und Zubehör (besonders verrückt sind Geschäftsmänner im Anzug, die rosa farbene Hello Kitty Anhänger an ihren Handys baumeln haben).
Doitsu-Jin = Deutscher - es ist immer hilfreich, sich schnell als solcher zu erkennen zu geben, denn Deutsche sind bei Japanern sehr beliebt. Solange man nichts sagt, wird man als westlich aussehender Gaijin für einen Amerikaner gehalten - und das ist nicht so gut (außer bei den Kids auf dem Baseballplatz, die einem immer freundlich 'hello' und 'how are you' zurufen).
Dazu 2 Beispiele:
In Hiroshima fragte mich ein alter Mann, woher ich komme. Als ich ihm sagte 'Doitsu desu', klopfte er mir auf die Schulter und sagte, wir sind Freunde, wir haben damals im Krieg schon zusammen gehalten. Er grinste mich an, machte einen Hitler Gruß und nickte zustimmend. Mein 'bitte nicht machen' konnte er nicht nachvollziehen.
Nach dem Morgenlauf steuern wir oft einen kleinen Obst- und Gemüseladen an, um Bananen und Eier fürs Frühstück zu kaufen. Die Ladenbesitzer, ein altes Ehepaar, haben uns nie besonders zuvorkommend behandelt (nennen wir es ignorieren und kassieren) - bis wir eines Tages zur Verabschiedung 'Auf Wiedersehen' gesagt und auf Japanisch erklärt haben, dass man sich in Deutschland so verabschiedet. Seitdem werden wir selbst in verschwitzten Laufsachen freundlich begrüßt und verabschiedet.
Ach ja, falls wir doch mal in ein Fettnäpfchen treten, gilt bei uns der Kodex 'Englisch sprechen und mit offenem Mund Kaugummi kauen'. Sorry, America-Jin!
Effiziente Arbeitskräfte findet man besonders an Baustellen - genau wie in Deutschland. Doch während die deutschen Bauarbeiter mit Bierflasche und Kippe in der Hand offen zeigen, dass "getz Pause is", sehen die Japaner immer mega isogashi (beschäftigt) und wichtig aus: Stets 'nen Helm auf'm Kopp, Trillerpfeife im Mund oder Fahne in der Hand.
Noch eine Baustelle: Ein Arbeiter in der Grube, der Rest ganz wichtig drumherum und einer zur Unterstützung der ohnehin unübersehbaren Warnschilder.
Ein Straßenschild im Anzug&Krawatte - bei so vielen unnützen Posten verwundert die geringe Arbeitslosenquote nicht mehr.
Getränkeautomaten stehen an jeder Ecke. ÜBERALL! Selbst die heiligen Tempel und Schreine sind zugepflastert von diesen Dingern. Zugegeben, manchmal sind sie auch recht praktisch. Denn die Auswahl ist riesig (von kalten bis warmen Getränken und Fertiggerichten wie Suppen ist alles dabei) und die Preise sind überall gleich (günstig) - ob im sonst so teuren Tokio oder auf dem Land.
Gohan = gekochter Reis gehört bekanntlich in ganz Asien zu fast jeder Mahlzeit dazu. Im Zuge der Globalisierung ist das Essen westlicher geworden (u.a. mehr Fleisch - einer der Gründe, weshalb die Asiaten im Durchschnitt immer größer werden). Doch früher gab es häufig morgens, mittags und abends nur Reis und die Mahlzeiten werden seitdem asagohan, hirogohan und bangohan (Morgen-, Mittag- und Abendreis) genannt.
Hashi = Stäbchen benutzt jeder Japaner beim Essen. Wer schonmal von Nudelsuppenessern umgeben war, möchte mit Löffeln um sich werfen. An das Schlürfen gewöhnt man sich, doch Japaner ziehen synchron zum Schlürfen den Schnodder hoch und sorgen damit für eine einzigartige Geräuschkulisse. Mit Stäbchen zu essen ist gar nicht so schwierig; bei 3-4 Mahlzeiten am Tag kann es jedoch mitunter zu Krampferscheinungen in den Händen kommen. In den ersten Tagen hatten wir sogar mit Ansätzen von Muskelkater zu kämpfen.
Fragt man in einem Geschäft nach dem Weg, bekommt man keine aufgemalte Wegbeschreibung, sondern wird von einem Verkäufer in die richtige Richtung begleitet. Das kann soweit gehen, dass man von einem Busfahrer (der eigentlich Pause hat) einen knappen Kilometer (Fußmarsch) bis zum nächsten Busterminal gelotst wird.
Wenn sich eine Gruppe von Mädels verläuft und den Bahnhof nicht mehr findet (so geschehen beim Regenwochenende in Miyazaki), wird sie von einer besorgten Frau gerettet, die den einen Teil der Meute im Auto mitnimmt und den Zurückgebliebenen ein Taxi bestellt.
Als Inga in der ersten Uniwoche am Bahnhof von Oita feststellte, dass sie ihr Portemonnaie irgendwo in Uninähe verloren haben muss, ist ihre Tutorin Ayaka mit ihr zurückgefahren, um das gute Stück wenig später unversehrt und mit komplettem Inhalt am Bahnhof Universität wiederzufinden.
Irasshaimase = Willkommen - hört man, sobald man als Kunde einen Laden betritt - teilweise aus 5 unterschiedlichen Richtungen im Kanon und nicht selten übertrieben laut. Dabei bleibt es aber auch und ist somit erträglich - anders als in Deutschland bei Douglas, wo man dauerhaft von mehreren aufgetakelten Parfümtussies umlagert und beraten wird.
Jitensha = Fahrrad - die beste Investition, die wir machen konnten - noch vor Essstäbchen und langer Unterwäsche für die kalten Wintermonate. 4500 Yen (zum damaligen Kurs umgerechnet ca. 30 Euro) kostete das 3-Gang Bike inklusive Registrierung. Wie beim Autokauf in Deutschland wird man hier als Fahrradhalter registriert und kann im Falle eines Diebstahls (oder alkoholbedingten "Mist-wo-hab-ich-letzte-Nacht-mein-Fahrrad-geparkt") anhand der Registrierungsnummer seinen Drahtesel wiederfinden.
kawaii = süß ist der absolute Trendbegriff bei jungen Mädels. Egal ob Katzen, rosafarbene Handys oder lustige Bommelmützen, alles wird mit einem langgezogenen kawaiiiiiiiiiiiii als süß empfunden. Selbst die Mädels an der Uni fahren auf diesen Trend ab und geben sich wie Dreizehnjährige. Noch Fragen zum Erfolg von Hello Kitty Produkten?
Mangas sind ein echtes Phänomen. Mehrere Milliarden dieser Comics gehen hier jährlich über die Ladentische. Allein Shonen Mangas (Comics für Jungs) haben eine monatliche Auflage von ca. 6 Millionen Exemplaren. Zum Vergleich: Das Time Magazine liegt bei 4 Millionen. Anders als in westlichen Comics geht es in den japanischen Geschichten nicht nur um Superhelden und Micky Maus; Mangas behandeln alle möglichen Themen - von Politiksatire über Alltagsgeschichten bis hin zu wilden Sexgeschichten. Dementsprechend groß ist die Leserschaft. In den U-Bahnen sieht man nicht nur mangalesende Schüler, auch Geschäftsleute und ältere Menschen sind in ihre Heften versunken. Der Manga-Hype geht mittlerweile so weit, dass selbst Bedienungsanleitungen, wichtige Hinweisschilder und Lehrbücher im Mangastil abgedruckt werden.
Mülltrennung wird in Japan groß geschrieben. Die Angaben über die Anzahl der verschiedenen Müllarten variieren, hier in Oita sind es ganze zehn! Das heißt, wir müssten theoretisch zehn verschiedene Mülleimer im Zimmer haben und bis zu zwei Wochen auf den entsprechenden Abholtag warten - ein gefundenes Fressen für unsere mehrbeinigen Mitbewohner. Wir haben die Kategorien daraufhin ein wenig zusammengefasst und lagern seitdem nur unbedenkliches Zeugs wie PET-Flaschen und Papier in unseren Zimmern.
Nahrungszubereitung - Über japanisches Essen habe ich ja bereits ausführlich berichtet. Damit nicht der Anschein erweckt wird, wir hätten nur auswärts gegessen, soll an dieser Stelle gesagt sein, dass wir zu 90% "zu Hause" gekocht haben. Jeder von uns hat seine eigene Küche mit zwei Gasplatten, kleinem Backofen und Kühlschrank. Der Supermarkt ist mit dem Fahrrad 5 min von hier entfernt und die Preise (besonders für Hühnchen und Fisch) sind mehr als in Ordnung. Oft kochen bzw. werfen wir zusammen, was jeder für sich gekocht hat.
Eine Packung Garnelen, etwas Reis, Salz, Schnittlauch und Scampisauce - und fertig ist das Mittagessen:
Omiyage = Souvenir/Mitbringsel sollten vor jeder Rückreise im Koffer sein. Denn in Japan ist es gang und gäbe, Freunden und Verwandten ein Reise-Omiyage mitzubringen - selbst wenn es nur ein Wochenendtripp in eine 300 Km entfernte Stadt war. Meistens bestehen diese Omiyage aus aufwendig verpackten Süßigkeiten, Plätzchen oder Kuchen. Jede Region hat ihre eigenen Spezialitäten und ähnlich wie bei den Bentos gibt es an jedem Bahnhof massenhaft Läden, die solche Mitbring-Naschboxen verkaufen.
Onsen - auf der Liste von Dingen, die ich an Japan vermissen werde, ganz weit oben. Wenn man sich einmal an die japanische Badekultur gewöhnt hat und ihre Regeln kennt, gibt es nichts Entspannenderes, vor allem während der kalten Wintermonate.
Pachinko - auf Lange Sicht der Untergang der japanischen Wirtschaft. Pachinko ist ein Automaten-Glücksspiel, bei dem man versucht, so viele Metallkugeln wie möglich anzusammeln. Offiziell ist das Glücksspiel um Geld in Asien verboten (eine Ausnahme ist das Casinoparadies von Macao, Hongkong, in dem mehr Umsatz gemacht wird als in Las Vegas). Deshalb kann man die gewonnen Metallkugeln lediglich gegen Sachpreise eintauschen. Inoffiziell ist es aber so, dass die Sachpreise (bzw. die entsprechenden Coupons) illegal gegen Bares eingetauscht werden können und so verdienen viele Pachinkospieler ihren Lebensunterhalt kettenrauchend in der Automatenlandschaft.
Das Erschreckende dabei ist: In ganz Japan wimmelt es von Pachinko-Paradiesen. Mancherorts reihen sich mehrere Spielhallen aneinander, einige von ihnen bis zu sieben Stockwerken hoch, und trotzdem sind allesamt gut ausgelastet.
Potluck ist die amerikanische Bezeichnung für ein gemeinsames Essen, bei dem jeder etwas mitbringt. Hier im "Kaikan" haben wir mehrere dieser Potluck-Partys im Gemeinschaftsraum veranstaltet. Bei ca. 15 verschiedenen Nationalitäten gings dabei immer ganz schön rund - sowohl aus kulinarischer Sicht als auch im Magen. Denn dort trafen in mehreren Etappen süße ungarische Palatschinta, indonesische Schärfe, japanischer Fisch und amerikanische Burger aufeinander. Danach half oft nur noch ein starker Sake.
sQuash (Manche sprechen es wirklich "Quash" oder "Kwosch" aus, also lässt es sich auch unter 'Q' auflisten ;-) ) Mitte Oktober hatte ich endlich eine Squashanlage mit 2 Courts (die einzigen beiden in der 460.000 Einwohnerstadt Oita) gefunden und mit Higashi-san (Nr. 32 in Japan) sogar einen guten Trainingspartner zur Seite. Seitdem haben wir ca. einmal pro Woche zusammen gespielt und trainiert und bereiten uns seit 6 Wochen intensiver auf ein Turnier in Yokohama Ende Januar vor, bei dem die besten Squasher aus Japan antreten und ich abgesehen von einem Malaien der einzige Ausländer bin.
Abgesehen von der Tatsache, dass ich meinem Hobby nun doch nachgehen konnte und die Schläger nicht umsonst mit auf die Reise genommen hatte, zeigte sich einmal mehr, dass der Sport die beste Möglichkeit zum Kontakteknüpfen ist. Manager, Fußballprofis und sogar einen Teemeister, der mich zu einer dreistündigen Teezeremonie mitgenommen hat, bei der mir fast die Beine abgestorben sind, konnte ich wahrscheinlich nur deswegen kennenlernen, weil wir alle die bekloppte Begeisterung für den kleinen Gummiball teilen.
Regen gab es in den vergangenen Monaten zu unserer Freude nur selten - der fällt hauptsächlich in den schwül-heißen Sommermonaten. Wenn doch mal ein Regentag angekündigt war, bedienten wir uns der super-stylischen Regenschirme unserer Wohnheim-Vorgänger...
Shinkansen - das japanische Gegenstück zum deutschen ICE, allerdings in pünktlich. Der bis zu 400 Km/h schnelle Hochgeschwindigkeitszug verkehrt auf zwei der vier japanischen Inseln: Honshu (mit der Hauptachse Tokio-Osaka-Hiroshima) und Kyushu (mit Endstation in Fukuoka). Eine Fahrt durch das halbe Land von Sendai bis Fukuoka (ca. 1500 Km) dauert etwa 7 Stunden - mit Umsteigezeiten von teilweise weniger als fünf Minuten. Dank der japanischen Pünktlichkeit (95% der Züge fahren auf die Minute genau) muss man sich keine Sorgen machen, den Anschlusszug zu verpassen.
Ganz witzig ist, dass sich das Zugpersonal vor dem Verlassen des Abteils immer höflich verbeugt; und an den Bahnsteigen gibt es Markierungen für Warteschlangen für die Wagen mit freier Platzwahl - sehr praktisch, denn so kommt es zu keinem Gedrängel an den Türen.
Tenpura bezeichnet frittiertes Gemüse, Fisch oder Fleisch und gehört zu den eher fettreichen Speisen der japanischen Küche. Die Kalorienbomben werden in der Regel als Beilage serviert, manchmal trocken, mit Dips oder aufgeweicht in der Suppe. Wer nach spätestens 3 Tagen in Japan noch nicht in den Genuss der Teigwaren gekommen ist, war wahrscheinlich nicht japanisch essen - so häufig werden die Dinger serviert.
Uni-Festival - ein Highlight unseres Campuslebens an der Oita University. Im Grunde genommen drehte sich alles ums Essen. Es sollte eine Vielzahl von japanischen Essensständen geben, aber auch wir Internationals wurden gebeten, landestypische Speisen zuzubereiten. So gab es deutschen Kartoffelsalat mit Bratwürsten - ging weg wie warme Semmel.
Doch zunächst mussten 200 Portionen Kartoffelsalat nach Omas Rezept zubereitet werden. 300 Kartoffeln, 80 Eier, mehrere Liter Essig und Öl und, und, und... So wie hier ging es in sechs anderen Zimmern des Wohnheims zu (wir 5 Deutschen, Lizzie aus England und Maria, die nichtblonde Schwedin bildeten das Team Kartoffelsalat).
Mit freundlicher Unterstützung unserer Tutoren lief unser Stand auf Hochtouren und am Ende des Tages hatten wir tatsächlich alle 200 Portionen unter das hungrige Volk gebracht (und nebenbei an jedem der anderen 50 Stände genascht).
Vorschriften sind vermutlich die Grundlage der japanischen Disziplin und Ordnung, doch manchmal wünscht man sich ein wenig mehr Lockerheit. Zu Beginn des Semesters gab es eine Pflichtveranstaltung für alle Austauschstudenten, die geschickterweise in die Mittagspause gelegt wurde. Thema: Einweisung in die Verkehrsregeln für Fahrradfahrer. In einer knappen Dreiviertelstunde wurde uns dort von einem hochrangigen Polizisten auf japanisch erklärt, dass wir bei rot anhalten, nachts das Licht anmachen und auf der linken Seite fahren sollen. Der Vortragsstil: Ablesen einer Powerpointpräsentation, die wir zuvor als Handout bekommen und innerhalb weniger Minuten durchgelesen hatten. So hieß es brav sitzen bleiben und nicht an den knurrenden Magen denken.
Wechselkurs - seit September ist kaum ein Tag vergangen, an dem wir nicht den aktuellen Euro-Yen-Kurs im Internet gecheckt hätten. Denn der Euro ist im Vergleich zum Yen binnen weniger Wochen in den Keller gestürzt und hat unseren Aufenthalt um ca. 30% verteuert. Das Blöde dabei: Wir konnten nicht auf Wasser und Brot umsatteln, denn richtiges Brot gibt es mit Ausnahme von teuren Exportläden in Japan nicht zu kaufen. Stattdessen wurden säckeweise Reis verzehrt (Pascal dürfte mit gut 20 Kg Spitzenreiter sein) und nicht mehr so häufig auswärts gegessen.
Der Euro - Abwertung innerhalb weniger Wochen vom Rekordhoch auf 5-Jahres-Tiefststand gegenüber dem Yen
X-Beine sehen doof aus, scheinen aber in Japan voll im Trend zu liegen. Anfangs dachten wir, die Fehlstellung der Beine würde durch das häufige Knien verursacht, doch wahrscheinlicher ist die Theorie, dass ein gewisser X-Bein-Gang bei Mädels als sexy gilt. Ob die Jungs darauf stehen, eine Partnerin zu haben, die sich in Absatzschuhen bewegt als käme sie aus der Augsburger Puppenkiste, sei dahingestellt. Aber in Deutschland hat es ein gewisses "Arschgeweih" schließlich auch zu unverhoffter Popularität geschafft.
100-Yen-Shop - vergesst die 1-Euro-Läden in Deutschland! Da gibt es nur unnützen Krimskrams, der billig aus China importiert wurde. 100-Yen-Läden in Japan hingegen sind eigene Kaufhäuser, in denen man alles findet - von Besteck und Essstäbchen, über Spielzeug, Schreibwaren und Lebensmittel. "Unser" Yen-Shop in Oita hat ganze 6 Stockwerke und ist besonders in der Anfangszeit zu unserem zweiten Zuhause avanciert.
Zwerge soll es ja bekanntlich nur in Märchen geben, aber die folgenden Fotos sind echt.
Samstag, 17. Januar 2009
Mittwoch, 14. Januar 2009
Kulinarisches aus Japans Mitte
Et voilà: Reis mit Fischeiern, Hähnchenfleisch mit Gemüse in Soße, sowie Fisch mit verschiedenem eingelegten Gemüse und Bohnen. Für jeden, der sich über Schnitzel mit Pommes hinauswagt eine Versuchung wert! Oishikatta, Risa-chan (^_^)
Als hätte sie ihre Kochkünste noch nicht genügend unter Beweis gestellt, wartete Risako am nächsten Morgen mit einem Frühstück der besonderen Art auf: Selbstgebackenes Haferflocken-Vollkorn Brot (das erste bissfeste Brot seit Monaten) mit einem hierzulande seltenen Belag aus Salami, Camembert und sauren Gurken und dazu ein selbstkultivierter Joghurt mit getrockneten Pflaumen - der Tag konnte beginnen!
Los ging es mit Soba, speziellen Nudeln in Sojasoße, die als Zeichen des guten Geschmacks (wahrscheinlich auch, weil es nicht anders geht) geschlürft werden. Thomas ist dabei noch zurückhaltend - an anderen Tischen schlürfte es sich inklusive Nasengeräusche doppelt so laut.
Die darauffolgenden Stände mit japanischen Süßspeisen konnten wir nicht so einfach links liegen lassen, zumal die meisten Süßwaren ohne Zucker und Fett hergestellt werden und daher sehr gesund sind. Hier bestellt Risa einen heißen Amasake (süßer Reisschnaps) und ein paar kuchenartige Süßkartoffeln. So kämpften wir uns kauenderweise im Zickzack weiter vorwärts, bis wir von Reisteigbällchen mit Schokofüllung, Waffeln mit süßer Bohnenpaste und Windbeuteln mit Grüner-Tee-Geschmack genug hatten.
...die allerlei lustige Besucher anlockte.
Nach zwei weiteren kulinarischen Abstechern in ein Tortenhaus und zu einem Takoyaki-Stand (Takoyaki sind gegrillte Teigbällchen mit Tintenfisch) ging es in Kyotos Innenstadt und später von dort aus mit dem Zug zurück in den Süden von Osaka.
Auch der Sonntagmorgen begann mit einem Frühstück für Könige und sollte vom Programm her ähnlich verlaufen wie der vorige Tag - diesmal jedoch mit der Innenstadt von Osaka (ca. 2,6 Millionen Einwohner) als Handlungsort. Jetzt könnte man denken, "Sonntag, da gehen die Leute in die Kirche, machen einen Spaziergang und genießen die Ruhe in ihren Häusern". Doch Pustekuchen! Ob es an den wenigen Kirchen liegt oder an den schlecht isolierten Häusern, es schien als seien alle 2,6 Millionen Einwohner + Besucher aus den umliegenden 'Dörfern' in der Stadt unterwegs.
Zum Glück fand Risako eine Möglichkeit, den Einkaufs-Heerscharen in eine ruhigere Seitengasse zu entfliehen und zack, waren wir im nächsten Restaurant. Dieses Mal gab es Okonomiyaki, gebratenen Pfannkuchen, der uns vor einigen Monaten in ähnlicher Form nach der Klettertour in Hiroshima vor dem Verhungern gerettet hat. Das besondere an diesem Restaurant: Die Gäste saßen an einer U-förmigen "Kochplatten-Theke" und bekamen ihren Okonomiyaki direkt vor der Nase zubereitet.