Mittwoch, 14. Januar 2009

Kulinarisches aus Japans Mitte

Am vergangenen Wochenende (dem letzten Ausflugswochenende vor der 3-wöchigen Klausurenphase) habe ich mich hitori de (alleine) an Bord der Oita-Kobe Fähre auf die 12-stündige Nachtreise begeben, um Risako und Thomas zu besuchen, die ich während des Sprachkurses in Bochum kennengelernt habe. Thomas war damals mit mir in einer Gruppe, während seine japanische Freundin 'nur' zu Besuch war und uns einige Male mit landestypischen Speisen verwöhnt hat. Seit knapp 3 Wochen ist sie allerdings nicht mehr seine Freundin, denn die beiden haben geheiratet und leben nun zusammen in Osaka. Dort arbeitet Thomas für eine japanische Firma und wird in den nächsten Jahren zusammen mit Risako im Vierteljahr-Rhythmus zwischen Osaka und Köln pendeln.


Am ersten Abend verzauberte uns Risako einmal mehr mit ihren Kochkünsten (hier mit tatkräftiger Unterstützung von Thomas).



Et voilà: Reis mit Fischeiern, Hähnchenfleisch mit Gemüse in Soße, sowie Fisch mit verschiedenem eingelegten Gemüse und Bohnen. Für jeden, der sich über Schnitzel mit Pommes hinauswagt eine Versuchung wert! Oishikatta, Risa-chan (^_^)



Als hätte sie ihre Kochkünste noch nicht genügend unter Beweis gestellt, wartete Risako am nächsten Morgen mit einem Frühstück der besonderen Art auf: Selbstgebackenes Haferflocken-Vollkorn Brot (das erste bissfeste Brot seit Monaten) mit einem hierzulande seltenen Belag aus Salami, Camembert und sauren Gurken und dazu ein selbstkultivierter Joghurt mit getrockneten Pflaumen - der Tag konnte beginnen!

Gut gestärkt entschieden wir uns für eine 2-stündige Zugfahrt nach Kyoto, dem kulturellen Zentrum Japans. Dort gibt es an die 2.000 Schreine und Tempel, von denen wir allerdings nur einen einzigen besuchten. Statt Schreintourismus sollte der kulinarische Marathon fortgesetzt werden. Mit einer Japanerin an der Seite findet man schließlich Restaurants und schmale Gassen mit allerlei Essenständen, die man als typischer Touri nie entdeckt hätte.



Los ging es mit Soba, speziellen Nudeln in Sojasoße, die als Zeichen des guten Geschmacks (wahrscheinlich auch, weil es nicht anders geht) geschlürft werden. Thomas ist dabei noch zurückhaltend - an anderen Tischen schlürfte es sich inklusive Nasengeräusche doppelt so laut.



Die darauffolgenden Stände mit japanischen Süßspeisen konnten wir nicht so einfach links liegen lassen, zumal die meisten Süßwaren ohne Zucker und Fett hergestellt werden und daher sehr gesund sind. Hier bestellt Risa einen heißen Amasake (süßer Reisschnaps) und ein paar kuchenartige Süßkartoffeln. So kämpften wir uns kauenderweise im Zickzack weiter vorwärts, bis wir von Reisteigbällchen mit Schokofüllung, Waffeln mit süßer Bohnenpaste und Windbeuteln mit Grüner-Tee-Geschmack genug hatten.



Eine der besagten "Essensgassen"


...die allerlei lustige Besucher anlockte.



Der 'Silberne Tempel', unser einziges Ausflugsziel abseits des Essgeschehens, glich aufgrund von Umbauarbeiten eher einer halbfertigen Konzertbühne als einem spirituellen Ort. Aber der japanische Garten des Tempels hatte auch seine Reize und ein Verdauungsspaziergang war eh bitter nötig.

Nach zwei weiteren kulinarischen Abstechern in ein Tortenhaus und zu einem Takoyaki-Stand (Takoyaki sind gegrillte Teigbällchen mit Tintenfisch) ging es in Kyotos Innenstadt und später von dort aus mit dem Zug zurück in den Süden von Osaka.

Kyoto hat nicht nur Schreine, Tempel und Klimakonferenzen zu bieten. In der Innenstadt treffen Tradition und das moderne Japan aufeinander, Leuchtreklamen und Einkaufszentren sind oft nur einen Steinwurf vom nächsten Schrein entfernt. Im Vergleich zu den japanischen Metroplolen wie Tokio, Yokohama und Osaka wirkt die Stadt trotz der anderthalb Millionen Einwohner geradezu idyllisch - besonders bei Vollmond:


Auch der Sonntagmorgen begann mit einem Frühstück für Könige und sollte vom Programm her ähnlich verlaufen wie der vorige Tag - diesmal jedoch mit der Innenstadt von Osaka (ca. 2,6 Millionen Einwohner) als Handlungsort. Jetzt könnte man denken, "Sonntag, da gehen die Leute in die Kirche, machen einen Spaziergang und genießen die Ruhe in ihren Häusern". Doch Pustekuchen! Ob es an den wenigen Kirchen liegt oder an den schlecht isolierten Häusern, es schien als seien alle 2,6 Millionen Einwohner + Besucher aus den umliegenden 'Dörfern' in der Stadt unterwegs.




Zum Glück fand Risako eine Möglichkeit, den Einkaufs-Heerscharen in eine ruhigere Seitengasse zu entfliehen und zack, waren wir im nächsten Restaurant. Dieses Mal gab es Okonomiyaki, gebratenen Pfannkuchen, der uns vor einigen Monaten in ähnlicher Form nach der Klettertour in Hiroshima vor dem Verhungern gerettet hat. Das besondere an diesem Restaurant: Die Gäste saßen an einer U-förmigen "Kochplatten-Theke" und bekamen ihren Okonomiyaki direkt vor der Nase zubereitet.



Kugelrund stürzten wir uns dann doch noch ins Shoppinggewühl und fanden ein paar skurrile Läden mit noch skurrileren Werbefiguren.



...und lustige Hüte:

Risako und Thomas, vielen Dank für eure Gastfreundschaft und eine kulinarische Tour der besonderen Art. Takusan o tabeta kedo totemo tanoshikatta!

1 Kommentar:

Markus hat gesagt…

hey!
essenstouren hören sich immer gut an! da musst du jetzt wohl ein wenig fasten... da werde ich den reiher auch lieber in china lassen, wir wollen ja nicht dein wohlbefinden herausfordern ;)
julian und ich werden übrigens auch so ab anfang februar in thailand sein (nach einem kleinen abstecher nach vietnam und kambodscha). also müssen wir mal schauen obs wir eine japanisch-chinesische Reunion starten können!
greetz