...und zwar mit dem Bus - allerdings nicht in die USA, sondern nach Usa, einen geschichtsträchtigen Ort im Norden von Kyushu. Geschichtsträchtig deshalb, weil sich dort mit dem Usa Schrein einer der ältesten und eindrucksvollsten Schreine des Shintoismus befindet. Aber halt! Shintoismus? Was war das noch gleich? Und was ist mit dem Buddhismus? Den gibt es in Japan doch auch! Für viele Ausländer wirkt das hiesige Glaubenssystem verwirrend. In Deutschland und in vielen anderen Ländern der Welt, in denen mehrere Religionen nebeneinander bestehen, wird nach Prozenten aufgeschlüsselt: 44% Evangeliken, 40% Katholiken, 2% ... usw. In Japan erbrächte eine derartige Umfrage eine statistische Summe von 180%. Hier ist die Religionszugehörigkeit keine Frage des Entweder-oder, sondern des Sowohl-als-auch. Der Großteil der Bevölkerung gehört sowohl dem Shintoismus als auch dem Buddhismus an. Shinto Glaubensstätten sind Schreine, während die Tempel für den Buddhismus stehen. Soviel zum japanischen Religions-Einmaleins.
Organisiert wurde der Trip von der Uni und so kam es, dass alle 'Internationals' samt Tutoren am frühen Samstagmorgen pünktlich den Bus bestiegen und ... erst einmal weiterschliefen. Denn der Abend zuvor fiel etwas länger als geplant aus.
Ein kurzer Rückblick:
Wir Deutschen hatten uns in Schale geworfen, um Michaels Tutorin Nozomi zu besuchen, die an diesem Abend die Gäste in einer gehobenen Piano-Bar unterhielt.
Nozomi am Piano
Eigentlich wollten wir nur für ein paar Drinks vorbeischauen und uns danach wieder auf den Heimweg begeben, doch die Getränkepreise machten uns einen Strich durch die Rechnung. Denn in dieser Bar, in der es neben gewöhnlichen Eiswürfeln auch handgeschliffene Eiskugeln gab, kostete ein Cocktail mehr als ein ausgiebiges Menü in unserem Lieblings-Sushirestaurant.
Barkeeper beim Eiskugelpolieren
Bei 'Italia Prosciutto' dachte der hungrige Marc wie wir an eine knusprige, italienische Schinkenpizza (was auch preistechnisch gepasst hätte). Leider hatte der 'Pizzabäcker' Teig und Käse vergessen und es blieb bei einem Appetizer und anhaltendem Magenknurren.
Ein kurzer Rückblick:
Wir Deutschen hatten uns in Schale geworfen, um Michaels Tutorin Nozomi zu besuchen, die an diesem Abend die Gäste in einer gehobenen Piano-Bar unterhielt.
Eigentlich wollten wir nur für ein paar Drinks vorbeischauen und uns danach wieder auf den Heimweg begeben, doch die Getränkepreise machten uns einen Strich durch die Rechnung. Denn in dieser Bar, in der es neben gewöhnlichen Eiswürfeln auch handgeschliffene Eiskugeln gab, kostete ein Cocktail mehr als ein ausgiebiges Menü in unserem Lieblings-Sushirestaurant.
Nach nur einem Drink verabschiedeten wir uns etwas früher als geplant von Nozomi und machten uns auf die Suche nach einer studententauglicheren Lokalität. Die fanden wir mit dem "P.E.I. Pub" (einer kanadischen Bar) recht schnell und trafen dort einige der anderen Austauschstudis.
Nachdem wir in der Piano-Bar eine Stunde an unserem Luxus-Cocktail genippt hatten, war es höchste Zeit, den Durst mit einem Bierchen zu bekämpfen.
Dabei fanden sich schnell einheimische Mitstreiter.
Beim Trinken vergessen die Japaner ihre strengen Prinzipien und wirken wie ausgewechselt. Es kann schnell passieren, dass sich der sonst so autoritäre Chef mit seinen Mitarbeitern in den Armen liegt und schmutzige Witze erzählt werden. Am nächsten Morgen bei der Arbeit wird jedoch kein Wort darüber verloren und die alte Hierarchie ist wieder hergestellt, denn "what happens in Vegas stays in Vegas" und muss vom Berufsleben strikt getrennt werden.
Das liegt daran, dass die Japaner sehr auf ihr 'öffentliches Selbst' bedacht sind. Ob am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder beim Spaziergang im Park - wichtig ist, dass die persönliche Fassade glänzt. Deswegen sind die Männlein und Weiblein hierzulande durch die Bank top gekleidet und befolgen in allen Lebenslagen die japanische Etikette - nicht wie in Essen Borbeck, wo Mutta vor der Sportschau noch eben schnell mit Trainingsanzug und Adiletten rübba zu Inges Grillstation schlürft, um noch wat Bier und 2x Pommes Schranke zu hol'n.
Sobald sich der Japaner nicht mehr in der Öffentlichkeit sieht - sei es im engeren Familienkreis oder wie erwähnt mit Arbeitskollegen und drei geleerten Sakeflaschen im Pub - kann er sich entspannt in seinem 'privaten Selbst' gehen lassen und wie die Jungs auf dem folgenden Foto im Borbeck-Style morgens um 3 vor 'ner Imbissbude rumlungern.
Heute im Trainingsanzug, morgen wieder mit Hemd im Büro (oder auf der Baustelle?)
Hier hängen tausende von Papierzetteln mit zukunftsweisenden Ratschlägen (ähnlich wie die Zettel in chinesischen Glückskeksen), die man für 100 Yen (etwa 80 Cent) kaufen kann.
An dieser Tafel werden persönliche Wünsche und Gebete aufgehängt. Die meisten davon stammen von Schülern, die sich vor wichtigen Prüfungen die nötige Unterstützung von oben sichern wollen.
Eines der vielen Gebete nach einer erfolgreichen Uniaufnahmeprüfung, der schwersten Hürde eines jeden Schülerlebens
Wohl gestärkt ging es nun auf eine Mandarinenplantage, auf der wir unseren Nachtisch selbst pflücken durften.







Zwischen vielen Sträuchern war kein Durchkommen, weil sich diese niedlichen, ungefährlichen Spinnen mit ihren riesigen Netzen breit gemacht hatten.
Von den Spinnen in den Sträuchern wusste Inga noch nichts, als sie sich für dieses Foto mutig ins Gestrüpp begab. Aber seit dem Tintenfisch beim Mittagessen kann sie so schnell eh nichts mehr einschüchtern.

Beim Trinken vergessen die Japaner ihre strengen Prinzipien und wirken wie ausgewechselt. Es kann schnell passieren, dass sich der sonst so autoritäre Chef mit seinen Mitarbeitern in den Armen liegt und schmutzige Witze erzählt werden. Am nächsten Morgen bei der Arbeit wird jedoch kein Wort darüber verloren und die alte Hierarchie ist wieder hergestellt, denn "what happens in Vegas stays in Vegas" und muss vom Berufsleben strikt getrennt werden.
Das liegt daran, dass die Japaner sehr auf ihr 'öffentliches Selbst' bedacht sind. Ob am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder beim Spaziergang im Park - wichtig ist, dass die persönliche Fassade glänzt. Deswegen sind die Männlein und Weiblein hierzulande durch die Bank top gekleidet und befolgen in allen Lebenslagen die japanische Etikette - nicht wie in Essen Borbeck, wo Mutta vor der Sportschau noch eben schnell mit Trainingsanzug und Adiletten rübba zu Inges Grillstation schlürft, um noch wat Bier und 2x Pommes Schranke zu hol'n.
Sobald sich der Japaner nicht mehr in der Öffentlichkeit sieht - sei es im engeren Familienkreis oder wie erwähnt mit Arbeitskollegen und drei geleerten Sakeflaschen im Pub - kann er sich entspannt in seinem 'privaten Selbst' gehen lassen und wie die Jungs auf dem folgenden Foto im Borbeck-Style morgens um 3 vor 'ner Imbissbude rumlungern.
Der nächste Punkt auf dem Tagesprogramm war das Mittagessen - 100 hungrige Studenten mussten schließlich die rausgewanderte Energie wieder zu sich nehmen (ganz zu schweigen von denen, die aufgrund des vorigen Abends nicht gefrühstückt hatten). Es ging mit dem Bus in ein uraltes Dörfchen, wo in einem Gasthaus eine gedeckte Tafel auf uns wartete.
Auch hier galt: Vor Betreten Schuhe aus!
Und hinein in die trendigen Slipper!
Gespeist wurde traditionell japanisch kniend auf Tatami Matten. Die etwas Längeren unter uns hielten es in dieser Stellung keine zwei Minuten aus und führten das Hitzfeldsche Rotationssystem beim Essen ein. Abgesehen von Krampferscheinungen und Rückenschmerzen war es ein gelungenes "eat together". Ach ja, es gab Reis, Miso Suppe mit Tofu und Gemüse, frittierten Tintenfisch, eine geleeartige Masse mit unbekannten Früchten und reichlich blasenanregenden grünen Tee.
So sieht die vorgeschriebene 'Sitzposition' aus, bei der einem schnell die Beine absterben. Bei traditionellen Teezermonien verharrt man über mehrere Stunden in dieser Lage. Dann doch lieber ein schnelles Bier an der Theke!
Gegessen wurden so viele Mandarinen wie in einer Stunde reingingen (einige sind an die 10 Stück gekommen). Die Übrigen konnten für etwa 1,50 Euro pro Kg mit nach Hause genommen werden und somit der Vitaminbedarf für den restlichen Oktober gedeckt werden.
Während der Rückfahrt im Bus wurde zur allgemeinen Belustigung noch eine Runde Bingo gespielt. Das ist das Spiel, bei dem derjenige gewinnt, der mit den vorgelesenen Zahlen als Erstes eine komplette Reihe auf seiner Bingokarte voll hat. Die ersten 3 Preise waren allesamt alkoholischer Natur (Sake, Shōchū etc.) und ... gingen in die letzte Reihe. Das Glück ist mit den Doofen! Kanpai! (jap. für Prost!)
1 Kommentar:
da sieht man erst wie klein die Inga ist... oder seid ihr alle so groß??
Ich bin übrigens froh, dass sich die Chinesen vor 2000 Jahren überlegt haben, doch wieder Tische und Stühle einzuführen. Außerdem machen die sich keinen Stress mit Schuhe ausziehen... Das macht das Leben doch schon leichter. Und sobald sie noch an ihrer Sprache arbeiten...
Kommentar veröffentlichen