Dienstag, 7. Oktober 2008

Welcome Party und ab in den Süden

Am Ende der ersten Uniwoche erwartete uns noch ein Highlight der besonderen Art: die Welcome Party für die International Students. Wie wir den Flyern entnehmen konnten, sollte die Veranstaltung mit einem offiziellen Teil in der Uni beginnen und später in Form einer Kennenlernparty der heimischen und auswärtigen Studenten fortgesetzt werden. Sofort dachten wir an die berühmte Schnüffelparty in Paderborn, die jedes Jahr zum Semesterstart hunderte von Erstsemestern und Alteingesessenen zusammenführt - doch es sollte anders kommen...



Während des ersten offiziellen Teils wurden die obligatorischen Fotos geschossen und einige Reden gehalten (Michael, stellvertretend für uns Paderborner am Mikrofon, musste selbiges erst einmal in die passende Höhe bringen), bis man sich schließlich bei alkoholfreien Getränken und Snacks ein wenig austauschen konnte.



Als wir einen ruhigen Moment nutzten, um dieses Bild zu knipsen, stelltend wir erstaunt fest, dass sich neben unserem ein halbes Dutzend weitere Fotografen postiert hatten, um die deutschen Riesen (und die, die es noch werden wollen) abzulichten. Die folgende halbe Stunde wurde daraufhin zum Fotomarathon, denn plötzlich wollte jeder unterhalb der 1,60m Marke ein Bild mit uns schießen.




Michael und ich mit meinen Tutorinnen Kazuyo und Ayaka




20 Fotos und 6 Pappbecher Limonade später war der offizielle Teil beendet und der Großteil der Feiergesellschaft machte sich auf den Weg ins nahe gelegene Studentenwohnheim der Uni (nicht zu verwechseln mit unserem 8 Kilometer entfernten Kaikan). Dort hatten unsere japanischen Freunde einen Feiersaal der besonderen Art vorbereitet: Einen vorsorglich mit Zeitungspapier ausgelegten Kellerraum, der von einigen Girlanden verziert wurde. Die 'Welcome Party' spielte sich also ohne Musik (und ohne Schuhe) um ein paar Tische herum ab, auf denen Knabbereien und einige alkoholische Getränke standen. Für Partyfreunde war das natürlich wie ein Rindersteak, das sich beim Hereinbeißen als Gemüsebratling entpuppte. Doch selbst ohne Tanzfläche und Musik wurde es noch ein lustiger Abend, an dem wir viele neue Menschen kennenlernten.



Bier gab es übrigens aus Plastikbechern, aber das ging uns Deutschen dann doch zu weit :-)


Dass die Party relativ früh endete, kam uns recht gelegen, denn der nächste Tag sollte noch früher beginnen: Um halb 5 klingelte der Wecker und wir machten uns zu acht auf den Weg zum Bahnhof. Von dort ging es 200Km Richtung Süden nach Miyazaki, bekannt für seine Strände und Surfspots. Nach tagelanger Hitze in Oita nun also endlich die verdiente Abkühlung im Meer!?



Nach dreistündiger Zugfahrt waren wir jedoch noch nicht am Ziel - weitere 45min Busfahrt trennten uns vom ersehnten Spaß im kühlen Nass. Die Stimmung war bestens, ...



...was auch den Einheimischen sichtliche Freude bereitete.

Schließlich am Strand angekommen, verdunkelten sich unsere Mienen im Einklang mit dem Horizont. Denn was sich dort ankündigte, verhieß nichts Gutes für unser Strandwochenende mit eingeplantem Surfkurs.


Innerhalb von 15min hatte sich der blaue Himmel zu diesem Trauerspiel entwickelt.


Einzig die Surfer ließen sich von diesem Wetter nicht entmutigen.


Das war's dann mit unserem Plan, den Tag am Strand zu verbringen und irgendwann nach Sonnenuntergang eine geeignete Bleibe zu suchen. Jetzt galt es, das Gepäck und uns selbst vor dem Regen in Sicherheit zu bringen - doch das war leichter gesagt als getan, denn der kilometerlange Strand hatte abgesehen von Meer, Sand und Bäumen nicht viel zu bieten. So machten wir uns auf den Weg durch den Wald - in der Hoffnung, sehr bald die nächste Ortschaft zu finden.



Zwischenzeitliche Orientierungsprobleme führten immer wieder zu Begeisterungsstürmen.





Pünktlich zum einsetzenden Regen fanden wir eine Bushaltestelle und waren kurze Zeit später im nächstgelegenen Örtchen.


Jetzt standen wir allerdings vor dem nächsten Problem: Wie findet man eine günstige Unterkunft für 8 Personen? Einfach mal überall anklopfen und fragen? Oder vielleicht in die gelben Seiten schauen? Wir entschieden uns für die Mitleidsvariante, die wie folgt aussah:
Halb durchgeweicht zur Marmor verzierten Rezeption des 4 Sterne Hotels schlürfen und in grausamem Japanisch nach günstigen Hostels in der Umgebung fragen. In Deutschland wären wir wahrscheinlich dezent darauf hingewiesen worden, dass wir gerade die anderen Gäste verschrecken und es doch einfach einen Block weiter nochmal versuchen sollten - nicht jedoch im Serviceparadies Japan! Gleich zwei der Rezeptionsdamen nahmen sich unser an, reservierten preiswerte Zimmer in einem nahe gelegenen Hostel und bestellten uns zwecks Transport zwei Taxis vor die Tür. Das Hostel entpuppte sich daraufhin als echter Glücksgriff. Die Zimmer, allesamt sehr geräumig und mit eigenem Bad, waren mit Fernseher, Kühlschrank, Wasserkocher und grünem Tee ausgestattet und die Benutzung des hauseigenen Onsens war auch im Preis mit inbegriffen.
Dennoch begaben wir uns zunächst auf Futtersuche - und fanden...


...die Sounders Bar, ein uriges Restaurant eines hawaiianischen Besitzers, welches wir später sogar in Pascals Lonely Planet Reiseführer als Geheimtipp wiederfanden. Unter Palmenblättern und Bambusdach gegen den Regen geschützt, kamen wir dem Strandfeeling wieder ein Stückchen näher.


Als hätten wir es durch unseren Zweckoptimismus heraufbeschworen, klarte der Himmel nach einiger Zeit auf und wir kamen doch noch zu unserem erhofften Badevergnügen. Das Wasser war erstaunlich warm (Pascals Uhr zeigte 27 Grad an) und die Wellen auch nicht von schlechten Eltern. Ohne Surfbrett blieb es allerdings beim "Bodysurfen". Leider hatte keiner von uns eine wassertaugliche Kamera dabei, sonst gäbe es an dieser Stelle einige Beweisaufnahmen.

Zum Ausklang eines langen Tages gönnten wir uns am späten Abend ein heißes Bad im Onsen und stärkten uns anschließend mit japanischen Nudeln, grünem Tee und Sake.



Am nächsten Morgen bot sich sehr zu unserem Missfallen das gewohnte Bild des Dauerregens. Nach kurzer Absprache entschied sich der Großteil der Gruppe, zum Shoppen nach Miyazaki zurückzukehren, während Pascal und ich die kleine Insel Aoshima in Angriff nahmen.


Die durch eine Brücke mit dem Festland verbundene Insel ist nur wenige Hektar groß, stellt jedoch mit 200 verschiedenen Pflanzen- und 60 Vogelarten einen subtropischen Garten der besonderen Art dar und ist darüber hinaus für ihren Schrein und die einzigartigen Felsformationen ("Oger's washboard" = Waschbrett des Ungeheuers) bekannt.


Oger's washboard


Auf diesem Bild aus dem Internet ist das 'Waschbrett' gut zu erkennen.


In der Mitte der Insel befindet sich ein Shinto Schrein.


Auch der urwaldartige Garten ist Teil des heiligen Schreins.


Im Shintoismus, einer der beiden Hauptglaubensrichtungen in Japan, soll es 8.000.000 Götter geben, ja, acht Millionen!! Dazu zählen auch verstorbene Kaiser, Berge, Flüsse und - wie auf diesem Foto zu sehen - alte Bäume. Mit diesem Gott habe ich mich im Übrigen gut verstanden, denn meiner Bitte nach Wetterbesserung wurde stattgegeben und so konnten wir...

...noch einen recht passablen Ausblick auf das Meer genießen.


Echtes Karibikflair sollten wir allerdings erst eine Woche später genießen, denn da ging es für Inga, Pascal und mich mit dem Flieger 1.000 Kilometer weiter in den Süden - runter vom japanischen Festland, rauf auf die Insel nach Okinawa - Aloha!

6 Kommentare:

Markus hat gesagt…

vor allem die vulkanbäder hätten auch mir sehr gut gefallen!
sieht ja auch so aus, als würdet ihr japan mal so richtig auseinandernehmen ;)
sag mal, was hast du denn da für ein datum auf deinem blog eingestellt? der eintrag ist ja auf anfang okt dotiert?!

scheeli hat gesagt…

Friedel, sattel um auf ne journalistische Karriere, ich finanzier das auch!! :-)
homer

Anonym hat gesagt…

Mensch friedel... direkt nach der Bildzeitung öffne ich jetzt immer deinen Blog!!! Echt interessant, was du da so im fernen Asien erlbst ... fast so interessant wie meine Zeit in Paderboring ;-)
Viele Grüße, Tille

Anonym hat gesagt…

Hey Friedel,

danke für die ausführlichen und gut bebilderten Berichte aus Japan. Ist schon so lange her, dass ich dort war (1997), aber ich kann das Flair schon wieder bissl spüren.

Liebe Grüße,
Corns.

Eugenia hat gesagt…

...ähm, wann darf man dich besuchen? =)

Anonym hat gesagt…

Hi Friedl!
Christian und ich haben grade unsere Spanisch-Präsi hinter uns gebracht. :) Schade, dass Du dieses Semester nicht dabei bist. Die Fotos sind echt klasse, wir warten schon auf Deinen nächsten Eintrag.

VG,

Marius